Zur Erinnerung an meine Atemlehrerin Petra Bodnik,
mit Dankbarkeit für die tiefe Vermittlung ihres Erfahrungsschatzes.
"Die leisen Kräfte sind es,
die das Leben tragen."
Romano Guardini
Um auf die zeitlose Aktualität der Atemtherapie aufmerksam zu machen, kann man bis auf die Schöpfungsgeschichte im Alten Testament, auf zweitausend Jahre alte chinesische Schriften oder auf die Inschriften der Pyramiden Ägyptens zurückgreifen.
Die Atemarbeit heute, nach Prof. Ilse Middendorf, integriert sowohl die westliche Psychosomatik als auch fernöstliches Atemwissen. Sie geht von der Erfahrung aus, dass durch einfache Körperübungen, die für Menschen jeden Alters geeignet sind, und/oder durch einfühlende Körperberührungen die seelische Befindlichkeit und das Erleben positiv beeinflusst werden.
Die Atemtherapie spricht den Menschen in seiner Ganzheit an, d.h. Körper, Seele und Geist werden als Einheit verstanden.
Jeder Mensch hat eine eigene Geschichte, auch was die Entstehung seiner Beschwerden betrifft. So hat jede Gefühlsregung, ob beschwingt oder betrübt, ob wutentbrannt oder freudvoll, direkten Einfluss auf das Atemgeschehen und wiederum auf alle Prozesse im Körper. Besteht eine emotionale Grundtendenz, reagieren wir häufig auf eine bestimmte Art und Weise. Diese Reaktion festigt sich. Dabei entstehen Haltungsfehlformen mit Verspannungen, Verkrampfungen und/oder "unterspannte" und erschlaffte Körper- und Organbereiche.
Ziel der Atemarbeit ist es,
den Menschen in einem Prozess des Achtsamkeitstrainings an den ureigenen Atemrhythmus heranzuführen. Der Atem kann dann als Kraftquelle genutzt werden. D.h., in der Aufregung des Vortrags oder der Auseinandersetzung, in der Freude ebenso wie angesichts des Schmerzes einer Enttäuschung, ja sogar während der Liebesekstase den ureigenen Atemrhythmus zu bewahren.
Durch die Atemtherapie/Atemarbeit können Entwicklungsprozesse für körperliche, emotionale und/oder geistige Gesundheit eingeleitet werden.
Die Atemtherapie fördert das eigene Wohlbefinden und führt zu innerer Ruhe. Sie ist aber keine Methode der Entspannung, gleichwohl stellt diese sich ein. Sie ist eine Verhaltensweise, die sich in allen Situationen des Alltagslebens erlernen und anwenden lässt.
Wohlbefinden im täglichen Leben
Man kann lernen, die Durchlässigkeit und Kraft des Atems auch im Alltag zu leben. Statt ständig zu hoffen, dass sich die äußeren Situationen, die uns anstrengen, verbessern oder verschwinden, kann man sein Innenleben stärken. Aus Erfahrungen von Übenden geht hervor, dass durch die Atemarbeit das Innenleben/Achtsamkeit gestärkt wird, und zwar so, dass das, was aus der Außenwelt kommt, keine so massive Auswirkung mehr auf den ganzen Menschen hat.
Was Übende erreichen, die die Atemarbeit regelmäßig praktizieren, ist eine Durchlässigkeit des Atems, die eine tief greifende neue Ausbalancierung physiologischer Prozesse zur Folge hat. Eine innere Aufrichtung entsteht, die Angst und Depression oder Reizbarkeit verringert.